Promotionsprojekt:
„Ein kognitionslinguistischer Zugang (zur Nominalgruppe) für den Deutschunterricht“
Ziel des Projektes ist es, neuere Erkenntnisse aus der Kognitiven Linguistik für den Deutschunterricht nutzbar zu machen.
Der fortgeschrittene Grammatikerwerb ist auch bei Schüler:innen in der Sekundarstufe noch nicht vollständig abgeschlossen. Insbesondere prototypisch schriftsprachliche Konstruktionen wie etwa partizipialattribuierte Nominalgruppen stehen unter dem Verdacht, auch bei L1-Sprecher:innen häufig noch nicht in Form von verlässlichem Musterwissen zur Verfügung zu stehen. Ein solches Musterwissen gilt jedoch als Voraussetzung dafür, bildungssprachliche Texte erfolgreich rezipieren zu können. Welche sprachlichen Strukturen tatsächlich Verständnisschwierigkeiten bereiten, ist noch nicht ausreichend empirisch überprüft. Darüber hinaus mangelt es nach wie vor an empirischen Wirksamkeitsstudien zu Förderkonzepten für den fortgeschrittenen Grammatikerwerb.
Mein Promotionsprojekt möchte diese Forschungslücken partiell schließen. In einer quasi-experimentellen Interventionsstudie wurde zum einen untersucht, welche Partizipialattribute bei Achtklässler:innen (N = 276, Schulform = Integrierte Gesamtschule) tatsächlich Verständnisschwierigkeiten hervorrufen. Entgegen häufig geäußerter Vermutungen legen die Daten nahe, dass Partizipialattribute nicht pauschal schwierig sind. Vielmehr beschränken sich die Verständnisschwierigkeiten der Schüler:innen vor allem auf einen ganz bestimmten Attributtyp. Zum anderen wurde innerhalb der Interventionsstudie die Wirksamkeit eines Vermittlungskonzeptes getestet: Das Trainig mittels einer interaktiven Webseite basierte sowohl auf einer spezifischen Art der Inputanreicherung als auch auf einer möglichst transparenten Veranschaulichung von Form-Funktions-Zusammenhängen über animierte Visualisierungen. Ziel der Intervention war es, die kognitive Verankerung einer grammatischen Struktur zu ermöglichen und darüber hinaus Mustererwerbsprozesse zu befördern. Im Vergleich mit einer Kontrollgruppe zeigen sich bereits innerhalb kürzester Interventionszeit (6 x 10 Min. Training) deutliche Lernzuwächse bei der Rezeption eines bestimmten Attributtyps.
Der im Promotionsprojekt erarbeitete kognitionslinguistische Ansatz zur Förderung sprachlichen Musterwissens für die Verbesserung rezeptiver sprachpraktischer Fähigkeiten ist nicht auf den Gegenstand der Partizipialattribute beschränkt und hat insofern exemplarischen Wert für gesteuerte Spracherwerbsprozesse. Damit liefert das Promotionsprojekt ebenfalls einen Beitrag zu der nach wie vor offenen Debatte über die Relevanz und die Gegenstände eines wie auch immer ausgestalteten Grammatikunterrichts.