Seda Yιlmaz Wörfel (Mercator-Institut, Universität zu Köln)
Mehrsprachigkeit in Schule und Unterricht
Der Arbeitsbereich Deutsch als Zweitsprache veranstaltet in diesem Sommersemester eine Online-Gastvortragsreihe zum Thema
Schule der Vielfalt: Differenz und Ungleichheit in der Schule – Sprache, Gender und Race, zu der wir alle Interessierten herzlich einladen (Poster)
Die Gastvorträge finden mittwochs ab 16 Uhr (c.t.) digital über WebEx statt.
Nachfolgend die Termine, Referent:innen und Abstracts zu den Vorträgen für Sie im Überblick und das Gesamtprogramm zum Download (pdf):
Der digitale Gastvortrag von Dr. Ulrich Klocke zum Thema „Schwuchtel!“ „Lesbe!“ „Transe!" Die Situation queerer Schüler*innen und wie wir sie verbessern können wird am Mittwoch, den 21. Juni, nachgeholt.
Der Vortrag findet digital ab 16:15 Uhr über Webex statt. Den Link zum Meetingraum können Sie den untenstehenden Angaben zum Vortrag entnehmen.
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an die Dozierenden der Veranstaltung:
Alena Beck (alena.beck@engsem.uni-hannover.de) und Ketevan Zhorzholiani-Metz (ketevan.zhorzholiani@germanistik.uni-hannover.de).
Vielen Dank - Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!
Seda Yιlmaz Wörfel (Mercator-Institut, Universität zu Köln)
Mehrsprachigkeit in Schule und Unterricht
Der Umgang mit Herkunftssprachen und Mehrsprachigkeit in der Schule ist ein kontrovers diskutiertes Thema, das in der heutigen Gesellschaft zunehmend an Bedeutung gewinnt. Der Vortrag behandelt die Bedeutung und das Potenzial von Mehrsprachigkeit im schulischen Kontext. Die Einführung gibt einen Überblick über die verschiedenen Formen von Mehrsprachigkeit und ihre möglichen positiven Auswirkungen auf Lernende.
Im zweiten Teil des Vortrags werden verschiedene Ansätze und Methoden vorgestellt, wie Mehrsprachigkeit in der Schule didaktisch genutzt und gefördert werden kann. Dabei wird auch auf die Herausforderungen und Grenzen des didaktischen Umgangs mit Mehrsprachigkeit eingegangen.
Im dritten Teil des Vortrags werden verschiedene Möglichkeiten präsentiert, wie Lehrerinnen und Lehrer Mehrsprachigkeit in ihren Unterricht integrieren können und wie digitale Medien und Tools dies unterstützen können.
Insgesamt soll der Vortrag dazu beitragen, ein besseres Verständnis für die Bedeutung und das Potenzial von Mehrsprachigkeit zu schaffen und konkrete Möglichkeiten für den didaktischen Umgang mit Mehrsprachigkeit zu vermitteln.
Astrid Neumann (Leuphana Universität Lüneburg)
Sprachliche Vielfalt in einer Schule der Vielfalt?
Sprachliche Vielfalt kennzeichnet unsere heterogene Lebenswirklichkeit mit verschiedenen Differenzlinien, die rein sprachlich vermittelt oder auch sprachlich begleitet sind. Der angekündigte Vortrag wird sich mit verschiedenen Aspekten sprachlicher Vielfalt entlang der Sozialisationsinstanzen beim Wachsen in unsere mehrsprachige Welt beschäftigen. Dazu zählen die Folgenden:
Die Reihe der Konzeptkombinationen kann verlängert werden, aber bereits so zeigt sie Diskussionspunkte für sehr heterogene Auseinandersetzungen. Es erweist sich immer wieder als notwendig, das Konzept von sprachlicher Vielfalt genau zu kontextualisieren.
Im geplanten Vortrag werden dazu Vorschläge unterbreitet und diskutiert. Mit dem Vortrag soll für verschiedene Bedeutungen und Potenziale von sprachlicher Vielfalt sensibilisieren, damit diese im schulischen Lehr-/Lernprozess gewinnbringend genutzt werden kann.
Literatur:
Gogolin, I., Hansen, A., McMonagle, S. & Rauch, D. P. (Hrsg.). (2020). Handbuch. Handbuch Mehrsprachigkeit und Bildung. Springer VS.
Krifka, M., Błaszczak, J., Leßmöllmann, A., Meinunger, A., Stiebels, B., Tracy, R. & Truckenbrodt, H. (Hrsg.). (2014). Das mehrsprachige Klassenzimmer: Über die Muttersprachen unserer Schüler. Springer VS.
Wendt, C., Frick, K., Buhrfeind, I. & Neumann, A. (2023, under review). Mit KI im Deutschunterricht schreiben – Was müssen Lehrer*innen für den Unterricht der Zukunft wissen? K:eon.
Sina Lautenschläger (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Gastprofessur an der Leibniz Universität Hannover)
Gender im Sprachgebrauch. (Neue) Normen und Kritik
Ausgehend von einer konstruktivistischen Prämisse, die Sprache, Sprechen und Wirklichkeitswahrnehmung in einem Abhängigkeitsverhältnis sieht, werden im Vortrag zweierlei Aspekte ins Zentrum gerückt: (sich verändernde) Normen und die Kritik daran. Dabei geht es nicht vordergründig um die Frage, ob man denn nun Schülerinnen und Schüler, Schüler, Schüler*innen (usw.) sagen bzw. schreiben ‚soll‘, sondern fokussiert werden im (alltäglichen) Sprachgebrauch (re-)produzierte Geschlechterstereotype, die wiederum eng zusammenhängen mit sich in der Sprache widerspiegelnden gesellschaftlichen Normvorstellungen. Dabei findet ein Exkurs zur Aufgabe und Funktion einer linguistisch begründeten Sprachkritik statt, die sich als „Korrektiv im Machtspiel der Sprechweisen, der Diskurse“ verstehen lässt (Schiewe 2002: 208). Jede Kultur verfügt über feste, kollektiv-diskursiv konstituierte Wissensbestände inkl. Norm-Vorstellungen, die definieren, was ‚Wirklichkeit‘ und ‚Wahrheit‘ ist. Ob und welche Wissensbestände sich dabei letztlich als ‚wahr‘ durchsetzen, hängt auch davon ab, welche Gruppe sie mit welchen Argumenten kommuniziert und wie viel Macht dieser Gruppe in einer Gesellschaft zukommt, denn „wer die Macht über den Diskurs hat, entscheidet über die Wahrheit“ (Gardt 2018: 13) – und dieser Kampf um ‚die eigentliche Wahrheit‘ lässt sich anhand der Gender-Debatte nachvollziehen, die im Vortrag skizziert wird.
Antje Langer (Universität Paderborn)
Wir machen da keinen Unterschied!? - Geschlechteralltag in der Schule
Welche Rolle spielen Geschlecht und Geschlechterverhältnisse in der Schule? Warum müssen wir uns darüber überhaupt (noch) Gedanken dazu machen? Und was bedeutet geschlechterrefklektierte oder gendersensible Pädagogik? Der Vortrag verdeutlicht ausgehend von aktuellen Forschungsarbeiten und geschlechtertheoretischen Zugängen, in welchen Spannungsfeldern sich Lehrkräfte und Schüler*innen bewegen und welche Aspekte es in die Reflexion und Gestaltung von Schule und Unterricht einzubeziehen gilt.
Bettina Kleiner (Goethe-Universität Frankfurt)
Geschlechtlich-sexuelle Vielfalt im Schulalltag
Die neue Rechtsprechung in Bezug auf Personenstandskategorien und die zunehmend öffentliche Wahrnehmung der Einsprüche, Ansprüche und Lebensweisen von trans* und inter*geschlechtlichen Menschen fordern dazu auf, Grenzziehungen in Bezug auf Vorstellungen einer quasi natürlichen Zweigeschlechtlichkeit zu überdenken. Gleichzeitig zeigen in den letzten Jahren erschienene empirische Untersuchungen, dass den Öffnungen auf der Ebene von Recht und Lehrplänen nicht unbedingt eine Übersetzung in den Schulalltag folgt: nach wie vor scheinen Schulen oftmals „heteronormative Orte“ zu sein, die sowohl im Unterricht als auch in schulischen Interaktionen über Ein- und Ausschlüsse und über spezifische Sichtbar- und Unsichtbarmachungen strukturiert sind. Im Mittelpunkt des Vortrags, der sich auf ein aktuelles Forschungsprojekt bezieht, steht eine Gesamtschule, an der ein aktuelles Konzept Sexueller Bildung umgesetzt werden soll. Mittels Dokumentenanalysen, Beobachtungen und Interviews mit schulischen Akteur*innen und Fortbildner*innen wird analysiert, wie gesellschaftliche und rechtliche Veränderungen in Bezug auf Geschlecht und Sexualität auf der Ebene von aktuellen Bildungsplänen und Curricula thematisiert werden, wie entsprechende Thematisierungen in die schulische Praxis übersetzt werden und inwiefern sich dabei Grenzen des Sagbaren, Sichtbaren und Lebbaren verschieben.
Ulrich Klocke (Humboldt-Universität zu Berlin)
„Schwuchtel!“ „Lesbe!“ „Transe!" Die Situation queerer Schüler*innen und wie wir sie verbessern können
Schüler*innen können aus unterschiedlichen Gründen mit Geschlechteranforderungen in Konflikt geraten. Einige lassen sich körperlich nicht den Kategorien männlich oder weiblich zuordnen (intergeschlechtlich) oder identifizieren sich nicht mit dem Geschlecht, das in ihrer Geburtsurkunde steht (transgeschlechtlich). 16% der unter 30-Jährigen beschreiben sich nicht als ausschließlich heterosexuell. Und viele Schüler*innen ecken damit an, dass sie sich nicht geschlechtsstereotyp verhalten.
Queere Jugendliche versuchen drei bis vier Mal so oft ihrem Leben ein Ende zu bereiten wie heterosexuell-cisgeschlechtliche Jugendliche. Lehrkräfte haben daher eine besondere Verantwortung für queere Schüler*innen. Dennoch bleibt sexuelle und geschlechtliche Vielfalt an Schulen meist unsichtbar. Wenn sie vorkommt, dann meist abwertend, beispielsweise indem „schwul“ oder „Lesbe“ als Schimpfwörter verwendet werden.
Als Lehrkraft können Sie in der Schule die Akzeptanz für Vielfalt steigern und damit die Situation für queere Schüler*innen verbessern. Sie können sexuelle und geschlechtliche Vielfalt als etwas Selbstverständliches berücksichtigen, beispielsweise in Lehrmaterialien, durch Gestaltung der Schule oder Einladung queerer Bildungsprojekte. Der Vortrag wird zeigen, wie Sie das konkret umsetzen können und wie Sie mit diskriminierendem Verhalten von Schüler*innen umgehen können.
Dennis Barasi (Universität Bremen)
(Un-)Gleiche Chancen für alle? – Rassismus- und klassismuskritische Perspektiven auf Strukturen der Schule in der Migrationsgesellschaft
Um eine theoretische Grundlage zu schaffen, findet im ersten Teil des Vortrags zunächst eine Auseinandersetzung mit den Begriffen Klassismus und Rassismus statt. Es folgt eine Vorstellung der theoretisch-analytischen Perspektive Migrationsgesellschaft, die dem Vortrag zugrunde liegt. Anschließend wird erläutert, wie migrationsgesellschaftliche Differenzkategorien in unserem Alltag wirksam werden. Im zweiten Teil des Vortrags folgt eine kritische Auseinandersetzung mit dem meritokratischen Prinzip und der damit verbundenen Vorstellung von gleichen Ausgangsbedingungen, Objektivität, gleichen Aufstiegsmöglichkeiten und Individualität. Mit Hilfe von empirischen Forschungsergebnissen wird dementsprechend aufgezeigt, wie Schüler*innen strukturell in der Schule benachteiligt werden. Im Fokus stehen hierbei klassistische und rassistische Strukturen sowie deren intersektionales Zusammenwirken.
Yalιz Akbaba (Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
„Herr Özdemir, könnten Sie mal in meine Klasse kommen und mit den türkischen Jungs reden, damit die sich mal benehmen?“
Entlang eines Fallbeispiels aus dem Lehrer*innenzimmer werde ich die Paradoxie herausarbeiten, die migrationsandere Lehrer*innen zu bewältigen haben, wenn die wertschätzende Ansprache an sie mit rassistischen Diskursen verwoben vorgebracht wird. Im Anschluss an die rassismuskritische Fallanalyse gibt es eine Aufgabe für die Zuhörenden, die in 10-minütigen break out rooms in Kleingruppen gemacht werden kann. Danach schließen wir im Plenum mit einer Diskussion der Ergebnisse und anschließenden Fragen ab.
Anja Steinbach (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg)
Schule ohne Rassismus? Zur Alltäglichkeit rassismusrelevanter Unterscheidungen und der Schwierigkeit, sie zu erkennen und zu thematisieren
Vor dem Hintergrund rassismustheoretischer Perspektiven sollen verschiedene Mechanismen und Formen von (institutionellem) Rassismus in der Schule dargestellt und diskutiert werden. Dabei stehen die Schwierigkeit Rassismus (im Kontext von Schule) zu erkennen und zu thematisieren im Vordergrund.
An Fallbeispielen werden Situationen aus der Praxis vorgestellt, in denen die Alltäglichkeit, Subtilität und zugleich Gewaltförmigkeit von Rassismus in der Schule sichtbar werden. In dem Vortrag werden auch unterschiedliche Wahrnehmungen dieser Situationen – etwa aus der Perspektive von Schüler:innen, Lehrer:innen, Sozialpädagog:innen – besprochen. Hierin zeigen sich Widersprüche, von denen die Schule grundlegend strukturierte ist und die bspw. in dem Label „Schule ohne Rassismus“ zum Ausdruck kommen. Abschließend folgt ein Ausblick zu rassismuskritischer pädagogischer Professionalität.
Wintersemester 2022/2023
Gastvortragsreihe „Mehrsprachigkeit und Sprachausbau“
Flankierend zum Seminar „Mehrsprachigkeit und Sprachausbau (Seminarleitung: Carolin Hagemeier) fanden vier Gastvorträge zum Thema statt.
Wintersemester 2021/2022
Gastvortragsreihe „Empirische Mehrsprachigkeitsforschung“
Flankierend zum Seminar „Empirische Mehrsprachigkeitsforschung“ (Seminarleitung: Anja Binanzer) fanden vier digitale Gastvorträge zum Thema statt.
Wintersemester 2020/2021
Gastvortragsreihe „Methoden der Sprachwissenschaft“
Flankierend zum Seminar „Methoden der Sprachwissenschaft“ (Master Deutsche und Englische Linguistik, Seminarleitung: Anja Binanzer) fanden fünf digitale Gastvorträge zum Thema statt.
01.11.2022
Caroline Böning & Tobias Schroedler (U Duisburg Essen)
Begleitforschung zur Wirksamkeit von DaZ-Seminaren in der Lehrerbildung
21.04.2022
Andrea Drynda (U Osnabrück)
Sprachausbau in der Sek I/Sek II
16.11.2021
Anna Heiden (TU Braunschweig)
Muster der Sprache – Vorläuferfähigkeiten für die Anbahnung eines Wortartenkonzepts
11.05.2021
Anja Heitmann (WWU Münster)
Zum Einfluss syntagmatischer, morphosyntaktischer und semantischer Faktoren auf den Erwerb der satzinternen Großschreibung
17.11.2020
Franziska Machleb (U Erfurt)
Untersuchung des Einflusses wortformspezifischer Eigenschaften der Erstsprache auf die Zweitsprache